Gedanken

Veröffentlicht am 26. Januar 2019

Abkehr von der Kunst?

DRS-Künstlerbrief / 26.1.19

Geist mit Hand ist „o u t“. Es lebe der „c o o l e“ Algorithmus im humanoiden Vakuum! Nun auch im „Kunstmachen“ . . . Apocalypse NOW. Oder?

„KI-Maschinen“ produzieren inzwischen auch „Kunst“ auf Knopfdruck, hochdotiert im internationalen Kunsthandel (siehe Auktion bei „Christie’s“). Übrigens: In den 50-er Jahren erregte ein Affe Aufsehen, als er ein Bild malte, das inzwischen einen Goldwert besitzt.

Haben die leblosen Roboter etwa schon unser Gehirn annektiert, zumindest ein kleines, aus der Petrischale entsprungenes O r g a n o i d -Teilchen? Ich ahne Schreckliches. Sollte ich nicht doch endlich aufhören mit meinen Grafiken, den Bildern und den ketzerischen Gedankenspielen? Werde ich etwa schon alt und nostalgisch? NEIN!

Niemals werde ich mich abfinden mit Zukunftsvisionen übersättigter Hohlköpfe einer schwerkranken Überflußgesellschaft, die sich zunehmend in ihrer Selbstbespiegelung wollüstig befriedigt und marktorientiert um Aufmerksamkeit buhlt.

FUN FANTA FANTISSIMA.

Die schleichende Verdummung, gepaart mit Gewalt in Wort und Tat, nimmt zu. Es ist so bequem, das menschliche NICHTDENKENMÜSSEN. Was würden dazu wohl hochentwickelte Tierarten zu uns sagen? Die Museen seien voll, Depots quellen über? NO MORE ART, hieß es mal vor Jahrzehnten, als Bilder zu Elefantenformaten mutierten. Sollten sich doch lieber die Bildinhalte in den Köpfen der Betrachter vergrößern und Denkanstöße geben!

Wen interessiert eigentlich noch unsere kulturelle Vergangenheit und Gegenwart, wenn die Bildungspolitik die nachwachsende Generation im Stich läßt? Sprach doch die Neurowissenschaft schon längst von der Wichtigkeit der musischen Betätigung, die sich positiv auf das rationale Denkvermögen auswirkt. Dazu gibt es so viele Beispiele bei Denkern, Dichtern, Wissenschaftlern.

Ich glaube, wir haben heute leider sogar „Keine Zeit mehr für die Zeit!“ Max Liebermann sagte mal: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Ich Geiste klopfe ich ihm auf die Schulter, auch wenn er das auf die damalige politische Situation bezog.

Wenn hochspezialisierte (auch ethisch gebildete?) KI-Forscher heute sagen, daß die künstliche Intelligenz K r e a t i v i t ä t zeigt, ohne ein Bewußtsein zu brauchen, also sogar K u n s t schaffen kann, dann frage ich mich bei diesen „Kunst“-Produkten, die nach meinem Dafürhalten uninteressante Dekorationen sind, ob etwa vergleichsweise „Menschenkünstler“ mit ähnlichen Produkten auch kein „Bewußtsein“ brauchen oder haben. „Hier sollten lieber mal die Philosophen ran, Frau DRS!“

Was soll’s? Picasso sagte zum Computer, er sei dumm, weil er keine Fragen stellen, höchstenfalls nur Antworten geben kann.

Wie sich unser Fortschritt, der schneller, weiter, höher, breiter in Zukunft entwickeln wird, ist ungewiss.

Die Natur setzt ihrem Wachstum immer Grenzen, - ein ungeschriebenes Gesetz. Auch wir sollten es akzeptieren in unserer „geistigen Evolution“. TROTZdem:

Als ewige und unverbesserliche Optimistin (wohl auch Närrin) glaube ich an die “Selbstheilungskräfte“ in und um uns.

Die Natur als unsere Lehrmeisterin zeigt uns dies eigentlich, wenn wir sie nicht zerstören. Und sie braucht keine künstliche Intelligenz, nur vernünftige Menschen.

KUNST bleibt Kunst.

D. Ranft Schink